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Notfall: Kampfmittelfund?

Kampfmittel-Wiki, unsere Experten beantworten Ihre Fragen

In unserem "Kampfmittel-Wiki" möchten wir Ihnen weitere Informationen rund um das Thema der Kampfmittelerkundung zur Verfügung stellen.

Sie sind herzlich eingeladen dies durch Ihre Fragen mit zu gestalten. Gibt es eine Frage zum Thema Kampfmittelerkundung die Sie schon immer interessiert hat? Dann kontaktieren Sie uns am Besten per E-Mail.

Eventuell findet sich die Antwort auf Ihre Frage auch in diesem Kampfmittel-Wiki wieder.

FAQ im Kampfmittel-Wiki

Ich habe bei Gartenarbeit einen merkwürdigen Gegenstand entdeckt, könnte es Munition oder ein Kampfmittelfund sein? Was jetzt?

Für den Fall dass Sie befürchten Muntion - wie zum Beispiel Patronen, Granaten oder eine Bombe gefunden zu haben - finden Sie Verhaltensempfehlungen auf unserer eigens für Sie erstellten Seite: Kampfmittelfund

Warum werden manche Minen fälschlicherweise als "Tellermine" bezeichnet?

Aus der Schulzeit kennen Sie sicherlich das Phänomen: "Spitznamen" sind mitunter salonfähiger als die realen Namen. In amerikanischen Dokumenten taucht erstmals "Tellermine" auf. Aber deutsche Panzerabwehrminen aus dem 2. Weltkrieg sind in deutschen Originaldokumenten nie als "Tellermine" bezeichnet worden. Die offizielle Bezeichnung der Wehrmacht aus der damaligen Zeit lautet korrekt: TMine. Je nach Baumuster folgt dieser Bezeichnung eine Zahl. Es gab die TMine 29, TMine 35, TMine 42 und TMine 43.

In den Medien wird oft fälschlicherweise von Bomben mit "Säurezünder" berichtet, warum?

In den hier gemeinten Blindgängern ist ein chemisch-mechanischer Langzeitzünder gemeint. Hierbei enthält der Zünder eine vorgespannte Feder (mechanisch), welche nur durch Celluloid - einer Art Kunststoff - zurück gehalten wird. Innerhalb des Zünders befindet sich eine Ampulle mit Aceton - keine Säure, sondern ein Lösungsmittel (chemisch). Das Aceton lässt das Celluloid aufweichen und gibt damit dem Druck der vorgespannten Feder nach. Daraus wird dann bei einem Interview oftmals, "ah das ist dann wie bei einer...".

Korrekt wäre - wenn ein solcher vorliegt - die Formulierung: "Der Bombenblindgänger enthält einen chemisch-mechanischen Langzeitzünder. Aufgrund des mechanisch vorgespannten Zündsystems und dem unklaren, inneren Zustand des Celluloids in Wechselwirkung von Aceton und Alterung birgt dieser ein besonders hohes Risiko."

Ganz oft kann man zum Thema Kampfittelsondierung von einem zweistelligen Prozentsatz an Blindgängern lesen. Könnt ihr erklären wie sich das begründet?

Nehmen wir als Beispiel ein deutsches Artilleriegeschütz aus welchem Sprenggranaten verschossen wurden. Wenn die entsprechenden Kartuschhülsen nebst Treibladung und Granaten im Wasser gelegen haben, so findet sich in der entsprechenden historischen Anweisung, man habe 4 Probeschüsse zu machen um zu prüfen ob die Munition noch verwendbar sei. Wenn 2 der Probeschüsse Blindgänger waren sollte - wenn die Gefechts- und Ressourcenlage dies zuließen - die Munition bei der Munitionsausgabestelle zurück gegeben werden.

Aber was bedeutet dies im Umkehrschluß? Ganz klar, wenn von 4 Schüssen mehr als 2 oder genau 2 Blindgänger auftraten sollte ein Austausch der Munition erfolgen. Werden aber 4 Artillerieganaten verschossen und es trat ein Blindgänger auf, so war dies kein Grund für den Austausch der Granaten.

Konkret heißt das: 2 Blindgänger von 4 Granaten wäre eine Blindgängerquote von 50 Prozent welche zu einem Austausch der Granaten veranlassen sollte. Aber beim Auftreten von einem Blindgänger bei 4 Granten war dies zu akzeptieren. Aber 1 von 4 ist ein Viertel und das sind genau 25 Prozent.

Das heißt konkret - in diesem Fall von Artilleriegranaten war damals eine Blindgängerquote von 25% zu akzeptieren - schon alleine per Dienstvorschrift.

Warum werden mitunter Anwohner wegen Bombenentschärfung umgehend zum Verlassen ihrer Wohnungen aufgefordert und in anderen Fällen eine Entschärfung erst für „nächstes Wochenende“ angesetzt? Wie ist das unterschiedliche Vorgehen zu erklären?

Es hängt vom Einzelfall ab. Bei sofortig angesetzter Evakuierung besteht ein hohes Risiko, beispielsweise beim Fund einer Bombe mit einem chemisch-mechanischen Langzeitzünder, welches sofortiges Handeln der Fachkräfte erforderlich macht. Sollte eine Bombe gefunden worden sein die zum Beispiel „denkt“ sie sei noch im Flugzeug, kann eine Entschärfung einschließlich Evakuierung mit mehr Vorlaufzeit geplant werden. Diese Entscheidung obliegt den vor Ort befindlichen Fachkräften.

Warum sind bei einer Bombenentschärfung die Evakierungsgebiete nicht immer "rund"? Müssten nicht alle Menschen gleich weit weg sein?

Grundsätzlich bewerten die Einsatzkräfte vor Ort die Gefahrenlage und betrachten alle Menschen als gleichermaßen gefährdet sowie schützenswert und bestimmen aufgrund dessen einen "runden" Evakierungskreis. Der aufgefundene Blindgänger, dessen Eigenschaften und Tiefenlage gehen in die Risikoeinschätzung ein. Örtliche Gegebenheiten wie beispielsweise mehrere Reihen von abschirmenden Hochhäusern rechtferigen unter Umständen im Einzelfall eine Abweichung von einem perfekt, "runden Evakuierungskreis". Diese Einschätzung und Festlegung obliegt immer den Verantwortlichen vor Ort!

Wo lernen eure Mitarbeiter?

Zunächst einmal schicken wir unsere Mitarbeiter zu regelmäßiger Aus- und Weiterbildungen zur Deutschen Feuerwerker Ausbildungs- und Beratungsgesellschaft mbH. Daneben gibt es bei uns regelmäßige, innerbetriebliche Weiterbildungen und Fachvorträge.